Ankleidezimmer
Das Ankleidezimmer, zwischen Schlaf- und Badezimmer gelegen, diente historisch, wie der Name schon sagt, dem Ankleiden der Eheleute Schulenburg.
Es beherbergte ursprünglich einen großen, von der Tür bis zum Fenster reichenden hohen Kleiderschrank, der 1945 mit der Familie Schulenburg das Haus verließ. Später wurde der Schrank verkauft und von dem Sammler, der auch die Musikzimmer-Möbel besaß, erworben und in dessen Mehrfamilienhaus aufgestellt. Während einer längeren Abwesenheit wurde der Schrank von Mietern zerlegt und zerstört.
Der jetzt hier stehende Schrank stammt aus einem Schlafzimmer im Hohenhof in Hagen, einem ebenfalls von van de Velde geschaffenen und eingerichteten Gesamtkunstwerk.
Zu Schwesternschulzeiten bildete das Ankleidezimmer zusammen mit dem Schlafzimmer einen der 5 Hörsäle.
Arbeitszimmer
Das Arbeitszimmer von Paul Schulenburg ist direkt vom Eingangsbereich bzw. der Garderobe erreichbar und war, wie der Rest des Hauses, komplett mit van de Velde-Möbeln eingerichtet. Im Erker auf der Ostseite stand der Schreibtisch, um auch Sicht auf eventuell eintreffende Gäste zu haben. Rechts daneben ein fest installierter Wandschrank mit Tapetentür, wahrscheinlich als Aktenschrank genutzt. Zwei große Bücherschränke, welche Teile der schulenburgschen Bibliothek beinhalteten, ein großer Lehnstuhl und eine Sofagarnitur ergänzten die Einrichtung des Raumes.
Vom gesamten Mobiliar aus dem Arbeitszimmer sind bisher nur die beiden Bücherschränke wieder aufgetaucht, die an der Wand zum Damensalon standen. Diese waren, offenbar auch nach 1945, nach Berga an der Elster verbracht worden und standen dort vergessen viele Jahre in einer Mühle am Fluss „Weiße Elster“. Diese Mühle ist 2013 bei einem Hochwasser überflutet worden und bei Aufräumarbeiten danach wurden die beiden Schränke zur Entsorgung auf die Straße gestellt. Es fand sich jedoch jemand, der sich der Schränke erbarmte, sie mitnahm und begann, diese zu restaurieren. Dabei stieß er schnell auf die Plakette der Firma Scheidemantel aus Weimar, die seinerzeit viele Möbelentwürfe van de Veldes realisiert hat. Nach einem Anruf beim, als van de Velde-Experte bekannten, Eigentümer von Haus Schulenburg, ob er sich die Schränke nicht mal anschauen könnte und ob das unter Umständen van de Velde-Möbel sein könnten, stellte sich heraus, dass es die Bücherschränke aus dem Arbeitszimmer von Paul Schulenburg waren. Ein Verkauf bzw. Ankauf derselben steht derzeit aber nicht an.
In der Mühle soll auch der Schreibtisch von Paul Schulenburg gestanden haben, ob dieser auch gerettet oder zu Feuerholz wurde, ist leider nicht bekannt.
Der Sessel ist ein Nachbau des Lehnstuhles, der früher hier stand und wie ihn Henry van de Velde auch in seinem Wohnhaus Hohe Pappeln in Weimar besaß.
Auch hier im Raum sieht man in den Wänden die Öffnungen der ehemaligen Luftheizung.
Der Fußboden ist noch mit dem originalen Parkett belegt. Eine während der Schwesternschulzeit eingebaute Trennwand zum Erker wurde glücklicherweise auf das Parkett gestellt, so dass nach Abbruch der Wand das Originalparkett zum Vorschein kam.
Badezimmer/Marmorbad
Das Badezimmer der Familie Schulenburg unterteilte sich ursprünglich in ein Eltern- und ein Kinderbad. Die Wände wurden mit 2,25m hohen Carrara-Marmor-Platten verkleidet, der die höchste Qualität hatte, sogenannter Michelangelo-Marmor. Ebenso waren die Platten am Fußboden aus diesem Material gefertigt. Das Kinderbad war etwas weniger aufwändig gestaltet und lediglich mit glasierten Steingut-Fliesen verkleidet.
Die originalen Keramiken und Armaturen der Bäder wurden leider beim Umbau des Bereiches zu einer, dem erhöhten Bedarf der Schwesternschule entsprechenden, Sanitäranlage mit mehreren Toiletten und Waschbecken ausgebaut und wahrscheinlich zerstört.
Da im Zuge der Restaurierung keine, den originalen Van de Velde-Entwürfen vergleichbaren, Keramiken und Armaturen gefunden werden konnten, wurden moderne Exemplare eingebaut, die alten Raumstrukturen aber wieder hergestellt. Die beim Umbau zerstörten Marmorplatten an den Wänden und dem Fußboden wurden ersetzt, Waschtisch, Badewanne und Rasiertisch eingebaut, so dass sich der gleiche Raumeindruck wie zu Schulenburgs Zeiten ergibt, allerdings im moderneren Style.
Blumenzimmer
Im Blumenzimmer standen auch früher schon Korbmöbel und Grünpflanzen. Die Vitrinen zwischen den Säulen waren speziell angefertigte Aquarien mit jeweils einem eigenen Zu- und Ablauf.
Die Wandgestaltung mit 2 verschiedenen Formaten von Stuckfliesen wurde im Zuge der Einrichtung der Hörsäle für die Schwesternschule zerstört und erst 2002 nach einem historischen Foto wieder hergestellt.
Vor der Fensterfront verlief zu Zeiten der Schwesternschule ein Gang, der zum einen den nördlichen mit dem südöstlichen Hörsaal verband und von dem man den großen Hörsaal in der Mitte des Gebäudes in der heutigen oberen Diele erreichte.
Cafeteria
Im restaurierten Neben- und Wirtschaftsgebäude befindet sich in der ehemaligen Garage heute eine Cafeteria, die ehemalige Waschküche ist eine richtige Küche zur Cafeteria geworden und der Eselstall ein Lagerraum.
In der Cafeteria sieht man die Original-Wandgestaltung aus Reduktionsbrandklinker, am Boden ist die ehemalige Fahrzeuggrube noch zu erkennen. Spätere Verputzungen der Wände wurden entfernt, Vermauerungen und Trennwände abgerissen und zusätzlich in die Außenwände gebrochene Tür-, Fenster- und Heizungsöffnungen wieder geschlossen.
Das Garagentor ist in seiner Originalgröße nach- und wieder eingebaut worden, allerdings mit mehr Glas, der aktuellen Nutzung angepasst. Ursprünglich ließ es sich über alle 5 Flügel öffnen, um die Zufahrt für die beiden Autos Paul Schulenburgs (ein Maybach und ein Mercedes) zu gewährleisten.
Dachgeschoss
Die Räume im Dachgeschoss beherbergten ehemals 2 Gästewohnungen mit je einem kleinen Sanitärraum und Lagerräume, später wurden auf der Südseite 3 weitere Kinderzimmer etabliert, die in den historischen Bauplänen ursprünglich nicht vorgesehen waren.
Zu Zeiten der Schwesternschule befanden sich im Dachgeschoss sowohl Verwaltungsräume der Fachschule als auch einige Wohnräume für die Schwesternschüler.
Heute werden die Räume als Büro- und Archivräume des Henry van de Velde-Museums genutzt, darüber hinaus hat die Eigentümerfamilie hier eine Übernachtungsmöglichkeit.
Der sich über das Haus erhebende kleine Turm besitzt im oberen Bereich einen Wandelgang, von dem man über den Geraer Stadtwald blicken kann.
Der Spitzbodenbereich wird seit jeher für Lagerzwecke genutzt.
Damensalon/Schoderzimmer
Ursprünglich war der Damensalon der einzige Raum im Haus, der nicht von Henry van de Velde gestaltet war. Die Einrichtung hierfür hat Frau Schulenburg mit in die Ehe und ins Haus gebracht, sie stammte von Richard Riemerschmid, einem Zeitgenossen von van de Velde und ebenfalls bedeutendem Designer. Nach der Trennung der Eheleute Schulenburg Mitte der 1920er Jahre hat die Frau diese Einrichtung beim Auszug aus dem Haus wieder mitgenommen. In seiner jetzigen Gestaltung stammt der Raum aus 1928, ist also 14 Jahre jünger als der Rest des Hauses. Gerade im unmittelbaren Vergleich zu dem daneben liegenden Musiksalon ist der deutlich modernere Stil erkennbar. Das Material der Wandverkleidung ist Makassar-Ebenholz, die Beleuchtung wurde indirekt hinter dem oben umlaufenden Kranz realisiert. Die Möbel zu dieser Raumgestaltung befinden sich zum Teil noch in Besitz der Familie Schulenburg, zum Teil aber auch bei Sammlern.
Seitens der Denkmalschutzbehörde war man davon ausgegangen, dass die Gestaltung des Raumes vom Meisterschüler Henry van de Veldes, dem Geraer Architekten und Designer Thilo Schoder entworfen worden ist, da van de Velde zu dem Zeitpunkt schon mehrere Jahre nicht mehr in Deutschland lebte.
Auf einer Ausstellung im Museum für Moderne Kunst in Tokio tauchten aber 1999 die Original-Entwürfe der Raumgestaltung auf, diese trugen die Unterschrift van de Veldes, so dass man seit diesem Zeitpunkt weiß, dass es doch van de Velde war und nicht Schoder, der diesen Raum neugestaltet hat. Nichtsdestotrotz wird der Raum noch immer das Schoderzimmer genannt
Die Original-Entwürfe befinden sich mittlerweile in der Sammlung von Haus Schulenburg bzw. dessen Eigentümers.
Über den Verbleib der Riemerschmid-Einrichtung ist leider nichts bekannt.
Durchfahrt
Die Durchfahrt von der Straße ins Grundstück mit der originalen Schablonenmalerei nach Entwürfen Henry van de Veldes verbindet das ehemalige Wirtschafts- und Nebengebäude mit der Außenmauer.
Sie war das erste große Projekt, welches im Zuge der Sanierung angegangen werden musste.
Die bemalte Tonnendecke hängt mit Drähten an der eigentlichen Dachkonstruktion. Diese Drähte waren durch Undichtigkeiten in der Schieferdeckung korrodiert und zum Teil abgerissen, so dass die gesamte Decke abzustürzen drohte. Glücklicherweise verkeilte sich das gesamte Bauteil zwischen den beiden großen Sandsteinbögen und wurde mit einer Gerüstkonstruktion abgefangen und abgestützt. Mit großem baulichen Aufwand konnte es gesichert, wieder hochgezogen und nach Reparatur der beschädigten Befestigungen, sowie der Sandstein- und Holzteile gerettet und an originaler Stelle und im originalen Zustand wieder eingebaut werden. Abschließend wurde die Dacheindeckung mittels Schiefer und die Blecharbeiten nach historischen Fotos ausgeführt.
Eingangstor
Das Eingangstor zum Grundstück Haus Schulenburg in der Straße des Friedens 120, welches 1913/14 nach Entwürfen von Henry van de Velde gebaut wurde, ist seit 1999 wieder in seiner originalen Größe und Form zu besichtigen. Es wurde gegen Ende der 1970er Jahre, als die Straße und der Fußweg vor dem Haus durch mehrere Bitumenaufträge immer höher wurden, des Ornamentes unterhalb der Bretter beraubt, um die Ausfahrt aus dem Grundstück an den veränderten Außenbereich anzupassen.
Im Zuge der Sanierung wurde das Ornament anhand historischer Fotos nachgefertigt und wieder an das Originaltor angebracht. Um die Senke unter dem Tor zu vermeiden, sollte das Tor von planerischer Seite entsprechend höher eingebaut werden. Dieser Plan wurde aus Gründen der angestrebten Originalität verworfen.
Eselstall
Ein Raum des ehemaligen Neben- und Wirtschaftsgebäudes beherbergte laut der historischen Baupläne einen Eselstall – ob dort jemals ein Esel gestanden hat, ist leider nicht bekannt, auch seitens der Nachfahren von Paul Schulenburg konnten darüber keine genauen Aussagen gemacht werden. Der Raum muss aber über längere Zeit als Stall genutzt worden sein, da bei der Sanierung der Abwasserleitungen im Außenbereich Reste einer Jauchegrube gefunden wurden, die immer noch „ausdünsteten“. Im Raum selbst wurden am Boden die Abflüsse dafür gefunden sowie Reste der Befestigungen von Gitterrosten, auf denen ein oder mehrere Tiere gestanden haben müssen.
Fräuleinzimmer
Das Fräulein- oder Mädchenzimmer war der Wohnbereich des Kindermädchens. Es war unterteilt in ein Wohn- und ein Schlafzimmer sowie ein kleines Badezimmer mit Toilette. Über den Verbleib der Original-Möblierung ist leider nichts bekannt.
Der gesamte Bereich ist, ähnlich wie bei den Kinderzimmern auf der Südseite, beim Umbau des Hauses zur Medizinischen Fachschule, von allen Trennwänden beräumt und zu einem Hörsaal umgebaut worden. Vor der östlichen Außenwand wurde noch ein kleiner Lagerraum eingerichtet und dort ein Fenster in die Außenwand gebrochen. Ebenso wurden 2 der in der nördlichen Wand befindlichen schmalen Fenster zu einem großen verbunden, um mehr Tageslicht in den Unterrichtsraum zu bekommen.
Heute hat das Fräuleinzimmer seine alten Strukturen zurückerhalten, die zusätzlichen Fenster wurden geschlossen und die originalen Zugänge wieder hergestellt. Türen und Fenster wurden entsprechend historischer Vorlagen nachgebaut.
Die Räume des ehemaligen Fräuleinzimmers werden für Ausstellungszwecke im Henry van de Velde-Museum genutzt.
Garderobe
Die Garderobe ist einer der Bereiche im restaurierten Haus Schulenburg, der erst ziemlich spät fertig gestellt werden konnte. Das hängt mit dem grünen Marmor, zusammen, der hier die Wände verkleidet.
Im Bereich der eigentlichen Garderobe ist beim ersten Umbau des Hauses Mitte der 1930er Jahre ein Badezimmer für den Alterswohnsitz von Paul Schulenburg in der Nord-Ost-Ecke des Hauses eingebaut worden. Zu diesem Zweck wurde parallel zur Wand rechts vom Eingang eine Trennwand errichtet, der obere Bogen zwischen Flur und Garderobe geschlossen und vom Flur des Nebeneingangs eine Tür durchgebrochen. Die Marmor-Wandverkleidung wurde entfernt, zum Teil im neuen Außenbereich wieder verbaut, zum großen Teil aber in dem neuen Badezimmer als Fußbodenbelag und Badewannenverkleidung verwendet. Zur Wiederherstellung des Originalzustandes fehlten dann diese Bauteile. Es wurden die verschiedensten grünen Steine angeboten, die aber in Farbe, Struktur oder Steinart jeweils nicht dem Original entsprachen. Nach langer Suche konnte dann auf Initiative eines Steinmetzes aus Greiz der Original-Steinbruch ausfindig gemacht werden. Dieser befindet sich in der Gemeinde Tegau im Saale-Orla-Kreis. Dort konnte nach Reaktivierung des Steinbruchs – er war seit Jahrzehnten stillgelegt – Material für die Anfertigung der notwendigen Ersatzplatten gewonnen werden. Dieses hat leider nicht mehr die hohe Qualität, die van de Velde für Schulenburg verwenden konnte, aber es ist das Originalmaterial.
Nach Abschluss der Arbeiten an der Marmorverkleidung wurden die von vielen Schichten Wandfarbe überzogenen Putzstrukturen wieder hergestellt, das oberhalb des Marmors befindliche Stuckfries erneuert und vergoldet.
Interessant ist im Eingangsbereich auch der Umstand, dass die Türen – sowohl die Eingangstür mit den schmiedeeisernen Gittern als auch die beiden Pendeltürpaare – noch original erhalten geblieben sind – inklusive der Glasscheiben und Beschläge. Sie haben also 2 Weltkriege überstanden, die Besatzer, die hier im Haus waren und zu guter Letzt die Heerscharen von Schwesternschülern, die alle durch diese Türen ein- und ausgingen. Lediglich die Pendeltürscharniere, von denen über die Jahre wohl immer mal eines kaputt gegangen war, wurden im Zuge der Restaurierung durch einheitliche Neuteile ersetzt.
Natürlich waren auch an den Türen Arbeiten zur Entfernung der vielen Lackschichten notwendig.
Haupteingang
Der Haupteingang zum Haus Schulenburg befindet sich an der Ostseite des Gebäudes, 4 an den Seiten abgerundete Sandsteinstufen führen auf ein mit rot-schwarzem Kleinpflaster belegtes Podest vor die Eingangstür mit schmiedeeisernen Verzierungen. Der gesamte, ca. 6m breite und 2m tiefe Eingangsbereich ist zwischen den Erkern überdacht und wurde ursprünglich mittels Gaslampen, die im Dachbereich eingebaut waren, beleuchtet. Die Überdachung wird von insgesamt 7 großen, 4-kantigen, ca. 3,50m hohen Sandsteinsäulen getragen, von denen die beiden äußeren ins Mauerwerk eingefasst sind. Zwischen den jeweils äußeren Säulen sind schmiedeeiserne Ziergitter mit Handläufen eingebaut.
Sowohl die Eingangstür selbst, als auch alle anderen Bauelemente des Eingangsbereiches sind original erhalten geblieben, lediglich an den mittleren Säulen mussten im Zuge der Restaurierung durch Abwitterung entstandene Fehlstellen ergänzt werden. Neu geschaffen werden mussten hingegen die 3, ehemals wahrscheinlich der Belüftung der Gasbeleuchtung dienenden, Blechtürmchen auf der Bedachung des Eingangs, diese wurden anhand historischer Fotos nachgebaut, die originalen waren bei einer der vielen Baumaßnahmen entfernt worden.
Haus Schulenburg allgemein
Haus Schulenburg Gera ist ein nach Plänen des belgischen Architekten und Jugendstildesigners Henry van de Velde als Wohnhaus für den Geraer Textilfabrikanten Paul Schulenburg und dessen Familie 1913 bis 14 entstandenes Gebäudeensemble mit Garten- und Parkanlage. Es besteht aus dem Wohnhaus, dem Wirtschafts- und Nebengebäude, einem Hausgarten mit Terrassen und Bepflanzungen, einem Spiel- und einem Teehaus sowie einem in westlicher Richtung anschließendem Park, welcher heute leider nur noch teilweise erhalten ist.
Nicht mehr vorhanden sind die ehemals im Park befindlichen Gewächshäuser, die seinerzeit Deutschlands größte Orchideen-Sammlung beherbergten, ein eingefasster Seerosenteich, ein Kaskadenbrunnen sowie diverse Wegeführungen und Bepflanzungen. Auch Teile der ehemaligen Umfriedung des Geländes sind heute leider nicht mehr existent.
Haus Schulenburg wurde von Henry van de Velde als Gesamtkunstwerk entworfen, das heißt, alles hier trug seine Handschrift, von den Außenmauern bis zum letzten Kaffeelöffel.
Mitte der 1930er Jahre wurde das Haus kurz vor dem Tod von Paul Schulenburg durch seine beiden ältesten Söhne zu einem Zweifamilienhaus umgebaut. Dies brachte erste erhebliche und ziemlich respektlose Eingriffe in die Bausubstanz und die Gestaltung des Gebäudes mit sich. Außerdem verkauften die Söhne das gesamte westlich vom Haus liegende Parkgelände mit Gewächshäusern, Seerosenteich und Wasserkaskade. Große Teile dieser Bebauung wurde kurz danach schon abgerissen.
Beim Umbau des Hauses wurde zum Beispiel die den gesamten Eingangsbereich dominierende zweiläufige Treppe entfernt, Treppenauge und Oberlichtöffnung geschlossen, zusätzliche Badezimmer eingebaut und auch sonstige Raumstrukturen massiv geändert. Die beiden Söhne bewohnten das Gebäude mit ihren Familien bis zum Ende des 2. Weltkrieges, einer wohnte im Erdgeschoss, der andere im 1. Obergeschoss. Nach ihrer Enteignung, sie hatten während des Krieges für die Wehrmacht produziert, mussten sie Haus und Grundstück verlassen und zogen in die westliche Besatzungszone.
Nach kurzen Episoden als Militärkommandantur und als Notunterkunft für ausgebombte Familien aus Gera wurde 1947 begonnen, eine medizinische Fachschule im Haus Schulenburg einzurichten, um so, kurz nach dem Krieg, Ausbildungsmöglichkeiten für Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern, Zahnarzthelferinnen und ähnliche Berufe zu schaffen. Dies brachte weitere große Umbaumaßnahmen für das Haus mit sich. Es gab hier 5 Hörsäle, der Direktor mit Sekretärin und Telefonzentrale hatte sein Büro im Erdgeschoss, die gesamte Speisenversorgung der Schwesternschüler fand im Haus statt und die für so eine Schule notwendigen sanitären Anlagen wurden etabliert. Außerdem wurden im Dachgeschoss Wohnmöglichkeiten für einen Teil der Schülerinnen geschaffen. In den 1950ern wurde dann auf dem westlich unmittelbar angrenzenden Gelände, das ja früher schon zum schulenburgschen Gesamtgrundstück gehörte, ein 3-stöckiges Wohngebäude als Wohnheim für die Schwesternschüler errichtet, welches erst 2013/14 im Zuge der Wiederherstellung eines Teils der Parkstrukturen abgerissen wurde.
Bereits 1982 wurde Haus Schulenburg unter Denkmalschutz gestellt, leider wurde dabei das ehemals zum Schulenburg-Grundstück gehörende westliche Nachbargrundstück vergessen.
Die Schwesternschule musste 1990 das Gelände und das Haus aufgrund von Bestrebungen der Stadt Gera, das Ensemble zu verkaufen, verlassen, und stand dann mehrere Jahre leer, da der Verkauf sich nicht so schnell realisieren ließ. Das hat dem Inneren des Gebäudes nicht gutgetan, furniere lösten sich, das Parkett hob sich, die Farbe und Putz bröckelten von Decken und Wänden und im Dachstuhl nistete sich der Hausschwamm ein.
Ende 1996 kaufte der jetzige Eigentümer, der Magdeburger Arzt und fanatische van de Velde-Bewunderer Dr. Volker Kielstein Haus Schulenburg und hat den gesamten Komplex nach jahrelangen, buchstäblich weltweiten akribischen Recherchen, umfangreichen restauratorischen Befundungen und mit großem finanziellem Aufwand so nah wie nur möglich dem historischen Original gleichgesetzt.
Besonderes Augenmerk wurde bei der Restaurierung auf den Erhalt originaler Substanz gelegt, nur wo davon nichts mehr da war, wurden Ersatzbaustoffe verwendet, selbstverständlich in entsprechend hoher und dem Original gleichzusetzender Qualität.
Das diese hohe Qualität erreicht werden konnte, ist, außer dem Engagement der Eigentümer, noch 2 glücklichen Umständen zu verdanken. Zum einen existieren im Bauarchiv der Stadt Gera noch ein Teil der Originalbaupläne, diese wurden zur Wiederherstellung der Raumstrukturen zu Rate gezogen und zum anderen ist das Gebäude bereits 1920, (als es gerade erst 6 Jahre alt war) ein erstes Mal umfassend in der Architekturliteratur beschrieben und fotodokumentiert worden. Damals hat Karl-Ernst Osthaus, Kunstmäzen und Gründer des Folkwang-Museums in Essen und großer Bewunderer der Arbeiten van de Veldes, dessen Werk bis zu diesem Zeitpunkt zusammengefasst. Anhand dieser alten Fotos konnten viele der bei Umbaumaßnahmen zerstörten Details wie Lampen, Stuckornamente, Geländer-Gestaltungen, Schablonenmalereien etc. wieder hergestellt werden.
Hof
Der mit Kalksteinpflaster befestigte Hof wird im Osten und Norden von einer Mauer aus bossierten Sandsteinblöcken eingefasst, die auf der östlichen Seite ein Hochbeet mit Bäumen und Bepflanzung bilden. Die Bepflanzung auf den Rabatten ist historischen Fotos nachempfunden. Die Bäume (Sommerlinden) sind noch original erhalten und mittlerweile weit über 100 Jahre alt. Der im Verhältnis zum Alter relativ dünne Stamm der Bäume resultiert wahrscheinlich aus dem Umstand, dass die Linden seit Ihrer Pflanzung hier regelmäßig (alle 3 Jahre) verschnitten wurden, ähnlich wie man es von Kopfweiden kennt.
Wenn man sich im Hof umschaut, findet man viele Stellen, an denen man die Eingriffe zur Wiederherstellung des Originalzustandes erkennt:
– das Sandsteingesims im Dachbereich des Hauptgebäudes
– der wieder hergestellte Zugang zum Keller und zum Dienstboteneingang
– die 3 Türmchen im Eingangsbereich, früher Belüftungshauben für die Gasbeleuchtung
– die Eselstalltür an der Nordseite des Nebengebäudes
– die Sandsteinsäulen an den Treppenhausfenstern rechts daneben
– ein vermauertes Fenster im Obergeschoss des Hauptgebäudes
und so weiter.
Weniger auffällig ist die Wiedererrichtung der Treppe zur Kiesfläche, diese war beim ersten Umbau durch die Söhne von Paul Schulenburg nach rechts zwischen die 2. und die 3. Linde gewandert. Da wo jetzt wieder die Treppe ist, befand sich der Zugang zum Keller und der eigentliche Zugang zum Keller im Nord-Ost-Erker war vermauert und mit den dahinter liegenden Räumen für Paul Schulenburg zum Altenteil ausgebaut worden.
Holztreppe
Die gesamte Holz-Treppenanlage aus Rüster (Ulme) ist beim Umbau durch die beiden Schulenburg-Söhne in den 1930ern, als diese das Haus für ihre beiden Familien bewohnbar machten, herausgerissen worden. Die oberen Etagen waren ab diesem Zeitpunkt nur noch über das nördliche Treppenhaus erreichbar. 1999 wurde begonnen, das Treppenauge wieder zu öffnen, um den Wiedereinbau der Treppe zu ermöglichen. Im Rahmen des Bestrebens, die gleichen Materialien zu verwenden, wie van de Velde sie für Schulenburg benutzt hatte, ergab sich ein weiteres Problem. In der Zeit zwischen der Errichtung der Original-Treppe und der Wiederherstellung im Zuge der Restaurierung ist eine Baumkrankheit aus Asien über die mitteleuropäischen Ulmenbestände gekommen, das sogenannte Ulmensterben. Das ist ein Pilz, der die Wasser- und Nährstoffbahnen im Baum verstopft und diesen zum Absterben bringt. So war es für den Tischlermeister, der mit dem Bau und der Wiederrichtung der Treppe im Haus Schulenburg beauftragt wurde, zu allererst ziemlich schwierig, Ulmenholz in den benötigten Mengen und Dimensionen zu beschaffen, um die Bauteile der Treppe anfertigen zu können.
Ausgeführt wurde der Auftrag vom Tischlereibetrieb Sebastian Schulz aus Chemnitz, er hat übrigens auch das Gestühl in der Frauenkirche Dresden gebaut, die Metallarbeiten fertigte die Firma Lorenz-Leuchten, auch aus Chemnitz.
Die Treppe wurde Stück für Stück wieder eingebaut und an die örtlichen Gegebenheiten im Haus angepasst. Die Übergänge an den Handläufen, sogenannte Krümmlinge, wurden hier vor Ort angeschnitzt.
Kiesfläche/Spielhaus
Die heutige Kiesfläche am Pavillon beherbergte früher einen komplett eingerichteten Spielplatz für die Kinder von Paul Schulenburg, von Sandkasten über Klettergerüst und Schaukel bis zur Kegelbahn gab es alles, was ein Kind sich zum Spielen nur wünschen konnte.
Im Pavillon, dem sogenannten Spielhaus, waren die mobilen Spielgeräte sowie einige Gartenmöbel untergebracht.
Heute wird der wieder hergestellte Pavillon im Sommer als schattige Sitzmöglichkeit und im Winter zur Unterbringung der Gartenmöbel und einiger Gartengeräte genutzt.
Kinderzimmer SW
In den historischen Bauplänen waren nur 2 Kinderzimmer eingezeichnet, wahrscheinlich, weil Paul Schulenburg bis zu Beginn der Bauplanung des Hauses nur seine beiden ältesten Söhne Wolfgang und Richard als Nachkommen hatte, später kamen noch Gunhilde, Adelheid und Joachim dazu. Diese bekamen ihre Kinderzimmer daher im Dachgeschoss ausgebaut. Die original geplanten Kinderzimmer waren jeweils in ein Wohn- und ein Schlafzimmer unterteilt und mit van de Velde-Möbeln eingerichtet. Die hier zu sehenden, in Tannroda gefertigten Korb-Möbel wurden 1945 von Wolfgang Schulenburg an einen Schulfreund verschenkt. Von dessen Nachfahren sind sie zurück ins Haus Schulenburg gebracht worden. Zwischenzeitlich waren sie umgebaut und übermalt worden, der Schreibtisch wurde seines Mittelteils beraubt und zu einem Sideboard umfunktioniert und der Bücherschrank mit mehreren Schichten Farbe überzogen. Nach Bearbeitung durch einen Holzrestaurator und einen Korbmacher sind sie nun wieder im ursprünglichen Zustand zu besichtigen.
Die gesamte Südseite des Obergeschosses ist beim Umbau zur Schwesternschule von allen Trennwänden beräumt, und zu 2 Hörsälen umgebaut worden. An der jeweils westlichen Wand befanden sich die dafür notwendigen Tafeln, und davor waren, nach Osten ansteigend, Hörsaal-Podeste eingebaut, von wo aus die Schwesternschüler die Ausführungen der Dozenten verfolgten. Die hintersten Sitzreihen befanden sich jeweils mit den Füßen auf Höhe der Fensterbänke.
Nach Wiederherstellung der Raumstrukturen werden die Räume der Kinderzimmer heute für Ausstellungen des Henry van de Velde-Museums genutzt.