Werkgerechte Rekonstruktion
Haus Schulenburg stand von 1990 bis 1997 leer und war dem Verfall preisgegeben. Jetzt erstrahlen Haus und Park in ihrem ursprünglichen Glanz.
Haus Schulenburg – ein Werk Henry van de Veldes
1913/14 errichtete der belgische Universalkünstler und Bauhauswegbereiter Henry van de Velde das Landhaus für den Geraer Textilfabrikanten Paul Schulenburg.
„Haus Schulenburg … gilt in seiner Gesamtheit aus Wohnhaus mit Nebengebäuden, Ausstattung und Gartenanlage als das reifste Werk des genialen Künstlers (Henry van de Velde, 1863 – 1957) an der Schwelle zum „Neuen Bauen“ in Deutschland. Hier ist das von ihm propagierte Ideal des Gesamtkunstwerkes als Symbiose von Architektur, Gartengestaltung und Kunstgewerbe als harmonisches Ganzes erlebbar.“
1919 projektierte van de Velde für ein angrenzendes Areal von mehr als 15.000 m² ein Gärtnerhaus, Gewächshäuser und einen Park mit Seerosenteich und Brunnenkaskade.
1928 kamen Möbel, Wandverkleidung und Dekorationsstoff für ein Wohnzimmer hinzu.
Van de Velde vermittelte auch die Ausstattung des Hauses mit Kunstwerken, mit Bildern von Vincent van Gogh, Paul Signac, Maurice Denis, Camille Pissarro, Edouard Manet, Claude Monet, Alfred Sisley, Ludwig v. Hofmann, Max Liebermann, Theodor Hagen; Plastiken von Constantin Meunier, Georg Minne und Richard Engelmann.
Bauliche Veränderungen und Verfall
Haus Schulenburg Gera hat später erhebliche Eingriffe erfahren. Bei einem Umbau durch die Schulenburg–Söhne wurde 1937 die untere von der oberen Diele getrennt, indem die optisch bestimmende Treppenanlage entfernt und die Oberlichtöffnung geschlossen wurde. Nach 1950 wurde im Zuge der Nutzung als Medizinische Fachschule der räumliche Zuschnitt durch den Einbau von Hörsälen, Sanitäranlagen und Wohnungen verändert. Die in den 1920er Jahren hinzu gekommene Park- und Gartenanlage wurde 1937 durch den Abriss der Gewächshäuser und schließlich zuletzt 1998 durch weitere Parzellierung des Geländes zerstört.
Auf dem westlich des Hauses gelegenen ca. 4.000 m² großem Grundstücksteil wurde 1957 ein alle Maßstäbe beeinträchtigendes 60 m langes, 3-geschossiges Gebäude als Wohnheim für die Schwesternschüler errichtet.
Haus Schulenburg stand von 1990 bis 1997 leer und war dem Verfall preisgegeben.
Wiederherstellung des Gesamtkunstwerkes
Die 1997 begonnene Sanierung hatte das Ziel, die Hauptwohnanlage und das Pförtnerhaus nebst Höfen, Garten und Pavillons in den Zustand von 1914 bzw. 1928 zurückzuversetzen.
Die Restaurierung von Gebäude, Innenräumen und Parkanlage war 2013 nach umfangreichen, auch europäischen Recherchen im Wesentlichen abgeschlossen. Für die Wiederherstellung konnte ein beträchtlicher Teil der von van de Velde exklusiv für das Haus Schulenburg entworfenen Möbel zurückgeführt werden.
Der Internatsblock auf dem westlich von Haus Schulenburg gelegenen Geländes wurde 2013/14 abgerissen und die dem ehemaligen Park entsprechende Topografie wiederhergestellt.