110 Jahre Haus Schulenburg Gera

1913/14 errichtete der belgische Universalkünstler und Bauhauswegbereiter Henry van de Velde das Landhaus für den Geraer Textilfabrikanten Paul Schulenburg

Der Architekt Henry van de Velde

Henry van de Velde, Bronzebüste von Georg Kolbe, 1913, Foto: Haus Schulenburg
 

|1863 in Antwerpen geboren | 1881- 83 Studium der Malerei in Antwerpen | 1881- 85 Studium in Paris, Kontakt zu den Impressionisten | 1885 Rückkehr nach Belgien | 1888 Wendung zum Neoimpressionismus | ab 1890 Auseinandersetzung mit der Arts and Crafts-Bewegung in England | 1892/93 Wechsel von der Malerei zum Kunstgewerbe | 1894 Heirat Maria Sèthe | 1895 erste Wohnhaus- und Einrichtungsentwürfe | 1896 sechs Interieurs für Samuel Bings Galerie L´Art Nouveau in Paris | 1897 Teilnahme Internationale Kunstausstellung in Dresden | 1898 eigene Möbelfirma in Brüssel und 1899 in Berlin | 1900 Übersiedlung Berlin | 1902 nach Weimar, Architekt und künstlerischer Berater des Kunsthandwerkes; Gründung des kunstgewerblichen Seminars (ab 1906 als Kunstgewerbeschule, 1915 Schließung) | 1917 Übersiedlung in die Schweiz | 1919-26 Architekt und Gestalter für Kröller-Müller in Holland | 1926 Gründung des „Belgischen Bauhauses“ ISAD in Brüssel | 1933 Entwürfe von Passagierschiffen und Eisenbahnwagen | 1936 Baubeginn Universitätsbibliothek Gent | 1937 Kröller-Müller-Museum Otterlo | 1937 Belgischer Pavillon Weltausstellung Paris | 1938 Pavillon Weltausstellung New York | 1947 Übersiedlung in die Schweiz | 1954 Fertigstellung des letzten Saales im Kröller-Müller-Museum | 1957 Tod nach Beendigung seiner Memoiren

Der Bauherr Paul Schulenburg

Paul Schulenburg, Ölgemälde von Wilhelm Giese, 1930, Foto: Haus Schulenburg
Internationale Firmenkorrespondenz, Foto: Haus Schulenburg
Schulenburg & Bessler, Industriebau von Thilo Schoder (1925 – 1928), Foto: Jean Molitor, Haus Schulenburg
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|1871 geboren am 1. November in St. Louis / USA | 1879 Umzug nach Deutschland | 1895 Prokurist in der Ostthüringischen Textilindustrie | 1897 gründete er zusammen mit Alexander Bessler eine Wollen- und Seidenweberei in Gera | 1906 Erwerb eines van de Velde-Speisezimmers auf der Dresdner Kunstgewerbeausstellung | 1913/14 Errichtung des Hauses Schulenburg nach Plänen Henry van de Veldes | 1922/28 Um- und Erweiterungsbau der Fabrik in Gera-Zwötzen, Errichtung des bedeutenden Industriebaus von Thilo Schoder | in der Blütezeit der Firma Export in 50 Staaten | umfangreiches soziales Engagement: Belegschaftsvertretung, Werksküche, Ferienkolonien im Thüringer Wald und an der Ostsee, betriebliche Altersvorsorge u.a. | 1937 am 6. Juni, verstorben in Gera, anlässlich seiner Beisetzung fand der letzte öffentliche Trauerzug durch Gera statt

Die Firma „Schulenburg & Bessler“, Wollen- und Seidenweberei

1897 gründete Paul Schulenburg zusammen mit Alexander Bessler die Wollen- und Seidenweberei in Gera. Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens waren modernste Produktionsanlagen und weltweiter Handel.

Paul Schulenburg erkrankte schwer und übergab die Firma 1930 seinen Söhnen Wolfgang und Richard. Er starb 1937.

Die Söhne führten den Betrieb bis zum Ende des 2. Weltkrieges fort. 1946 wurden sie durch die sowjetische Militäradministration enteignet. Die Fabrik wurde dann als VEB Geraer Wollen- und Seidenweberei (Gewosei) weitergeführt.

Nach der Wende 1989 verkaufte sie die „Treuhand“ an die Textilfirmen Thorey (Bayern) und Getzner (Österreich).

„Schulenburg & Bessler Gera“ Jacquardweberei, Fot: Haus Schulenburg
Visitenkarte für Handelsvertreter, Foto: Haus Schulenburg
Werbung 1920er Jahre, Foto: Haus Schulenburg
Werbung 1920er Jahre Walter Dexel, Foto: Haus Schulenburg
Stoffwerbung 1930er Jahre, Foto: Haus Schulenburg
Gewosei Briefkopf, Foto: Haus Schulenburg
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Gartenbaubetrieb Paul Schulenburg

Paul Schulenburg ließ sich im Jahr 1919 von Henry van de Velde auf einem etwa 20.000 m² großen Hanggelände westlich von Haus Schulenburg die Gebäude eines Gartenbaubetriebes projektieren:

Ein Gärtnerwohnhaus, aufwändige Gewächshausanlagen und einen Seerosenteich, der über eine hangabführende Wasserkaskade der Bewässerung von Freipflanzungen diente und den Brunnen an der Westseite des Hauses versorgte. Bauleiter war Thilo Schoder. In den späteren Jahren kamen weitere Anlagen, ausgeführt von anderen Architekten hinzu.

Lageplan Gesamtgrundstück, Foto: Haus Schulenburg
Gesamtansicht Gartenbaubetrieb Paul Schulenburg, Fotoalbum Richard Müller
Gärtnerwohnhaus und Gewächshäuser, Entwurf Henry van de Velde um 1920, Foto: Königliche Bibliothek Brüssel
Gärtnerwohnhaus und Gewächshäuser, Entwurf Henry van de Velde um 1920, Foto: Königliche Bibliothek Brüssel
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Schulenburg soll deutschlandweit die größte Orchideensammlung besessen haben. Aus dem Betrieb sind einige neue Blumenzüchtungen hervorgegangen.

Obergärtner war der Orchideen- und Dahlienzüchter Hermann Sandhack. 1927 gestaltete Sandhack den bekannten Dahliengarten in Gera, für den Thilo Schoder 1930 die Brunnenanlage entwarf.

Nach dem Verkauf des Grundstücks 1935 durch die Söhne von Paul Schulenburg ließ der neue Eigentümer die Gewächshäuser abreißen. Hermann Sandhack wurde als Heilpflanzenspezialist Leiter der berühmten Madaus-Gärten (Lieferant für das Pharmaunternehmen Madaus) in Dresden.

Aus der illustrierten Wochenschrift „Die Gartenwelt“ 1926, Seerosenteich und Gewächshäuser
Paul Schulenburg im Gewächshaus
Lehrheft "Orchideen" von Hermann Sandhack, Obergärtner bei P. Schulenurg, Foto: Haus Schulenburg
Brassolaeliocattleya „Haus Schulenburg“ aus der Zucht von H. Sandhack, Foto: Haus Schulenburg
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Medizinische Fachschule „Salvador Allende“

1945 – 1950
Nutzung von Haus Schulenburg als „Hospitalschule“ des Waldkrankenhauses

1950 – 1961
Status als Krankenpflegeschule mit Internatsunterbringung

1961 – 1973
Betriebsberufsschule für verschiedene medizinische Fachberufe

1974 – 1989
Fachschulanerkennung

Im Rahmen der Schulnutzung erfolgten verschiedene Umbauten: Einrichtung von Büroräumen, Unterbringungsmöglichkeiten, Unterrichtsräumen, einer Mensa, Sanitäranlagen und Anbau eines Küchentraktes. Auf dem westlich gelegenen Gartenareal wurde ein 60 m langes, 3-geschossiges Gebäude als Wohnheim für die Schwesternschüler errichtet.

Sekretariat der Fachschule im Arbeitszimmer von Paul Schulenburg, Mitte der 1960er Jahre, Foto: Privatarchiv
Untere Diele als Speiseraum, um 1965, Foto: Privatarchiv
Gruppenfoto, Foto: Privatarchiv
Unterricht mit Dr. Ebersbach, Foto: Privatarchiv
Hörsaal im 1. Obergeschoss, Foto: Privatarchiv
Gruppenfoto auf Südterrasse, Foto: Privatarchiv
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Schulenburgs Autos

Paul Schulenburg war ein Autofan. Im Fotonachlass seines Chauffeurs Richard Müller fanden sich zahlreiche Bilder.

1910 - Das erste Auto von Paul Schulenburg, vermutlich ein Mercedes, Fotoalbum Chauffeur Müller
1926 - Chauffeur Richard Müller, Fotoalbum Chauffeur Müller
um 1929, Garage im Nebengebäude von Haus Schulenburg, li. ein Mercedes, re. der Maybach, Fotoalbum Chauffeur Müller
1929 – der Maybach auf einer Gebirgstour, Fotoalbum Chauffeur Müller
Führerschein von Richard Müller, Foto: Haus Schulenburg
Führerschein von Richard Müller, Foto: Haus Schulenburg
Anerkennungsurkunde des Thüringer Automobilklubs für Richard Müller, Foto: Haus Schulenburg
Richard Müller und Paul Schulenburg, Fotoalbum Chauffeur Müller
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Haus Schulenburg jetzt …

Brunnenfigur Richard Engelmann 1913/14, Foto: Haus Schulenburg
Haus Schulenburg, Blick auf Südseite, Foto: Ramon Miller
Haus Schulenburg, Südseite, Foto: Haus Schulenburg
Haus Schulenburg, Westseite, Foto: Haus Schulenburg
Garten Haus Schulenburg, Rosenstock, Foto: Haus Schulenburg
Musikzimmer, Foto: Karsten Friedrich
Speisezimmer, Ausstellung Georg Muche, Foto: Beate Arndt
Treppe und Diele, Foto: Karsten Friedrich
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