Wir haben die Ausstellung bis Herbst 2021 für Sie verlängert

Ingo Kirchners Schaffen fand unter Bedingungen statt, die das DDR-System zuließ. Von 1949 bis 1955 studierte Kirchner in Berlin. Sein Kunststudium prägte ihn wenig. Der beengende Realismus-Begriff in der DDR ließ eine kreative Entwicklung des aufstrebenden Künstlers Ingo Kirchner nicht zu. Er und seine Generation suchten eigene Wege und fanden sie mit Blick auf die internationale Entwicklung. Die Folge waren Repressalien des politischen Systems. Sein Werk fand in der DDR kaum Beachtung.

Ingo Kirchner beteiligte sich aus eigener Initiative an zahlreichen Grafik-Biennalen und- Ausstellungen, die weltweit von Ljubljana bis Buenos Aires, wie Pilze aus dem in diesen 60er und 70er Jahren dafür so fruchtbaren Boden schossen. 1968 gewann er den Grand Prix der 2. Internationalen Grafik-Biennale in Krakow. Im Jahr darauf hatte er ebenfalls in Krakow eine große Laureaten-Ausstellung. In der DDR blieb seine erste Ausstellung 1964 in Lothar Langs damals so verdienstvoller Reihe im Pankower Lehrerbildungsinstitut für Jahre das einzige öffentliche Forum.

Erst in den 70er Jahren entschlossen sich neben der Zahl von Sammlern, die es immer gab, aufmerksam gewordene grafische Kabinette in Berlin und Dresden zu Ankäufen. Ingo Kirchner schuf in den 70er Jahren ein reiches, vielschichtiges Werk, das formale und technische Brillanz gewinnt. Seiner Maxime folgend „Sich dem freien Spiel der Kräfte mit gebührender Disziplin überlassen“ wendet sich Ingo Kirchner nahezu allen klassischen Medien zu, konzentriert sich schließlich immer wieder auf den Holzschnitt, liebt aber auch besonders Aquarell und Collage. Das Werk nimmt an Intensität zu, erfährt um 1977 einen Kulminationsgrad und bricht 1982 jäh und tragisch ab. Werke Ingo Kirchners sind unter anderem in Sammlungen in Berlin, Dresden, Kyoto, Warzawa, Krakow, Erfurt und Frankfurt/Oder zu sehen. Haus Schulenburg Gera zeigt des Schaffens Ingo Kirchners in einer Vielfältigkeit, die bisher so noch nicht zu sehen war. In mehreren Räumen des Hauses sind groß – und kleinformatige Grafiken, aber auch farbenfrohe Aquarelle und Collagen zu sehen. Auf diese Weise erfährt der Berliner Künstler die Aufmerksamkeit, die ihm bis zu seinem Tod 1983 in der DDR verwehrt blieb.