Liebe Freunde von Haus Schulenburg,

unter dem Titel "Bauhaus` wird wieder Bauhaus" - Der lange Weg zur Akzeptanz des Bauhauses in der DDR“  laden wir am 17. November 2019 zu einem Vortrag mit Norbert Korrek ein. Beginn ist 15.30 Uhr.

Der Vortrag soll sich, eingedenk der Mahnung von Rainer Wick, dass die Geschichte der Bauhaus-Rezeption in beiden deutschen Staaten ein Beispiel dafür ist, dass historische Forschung „stets perspektivgebunden, interessegeleitet und in Ideologien verwickelt“ sei, auf die Bauhaus-Rezeption an der Weimarer Hochschule zwischen 1945 und 1989 konzentrieren und deren Grundlinien aufzeigen. 

Die Rezeption des Bauhauses und seiner Geschichte war in der DDR so intensiv wie widersprüchlich. Obwohl Bauhaus-Schüler in einflussreiche Positionen aufstiegen, blieb die Pflege des Bauhauserbes lange Zeit nonkonformistischen Kunstsammlern und Forschern überlassen. Auch an der Weimarer Hochschule verlief die Bauhaus-Rezeption in einem zuweilen grotesken Widerstreit politischer und fachlicher Interessen. Mit historischem Abstand betrachtet, fällt die enge Verflechtung mit den jeweiligen politischen Verhältnissen auf; die Schule wird gewissermaßen zum Indikator dafür.

Dass der Architekt Hermann Henselmann, der zur jüngsten Generation der Moderne gerechnet werden kann, 1945 in Weimar an das Bauhaus anknüpfen wollte, gebot zunächst die politische Vernunft, lehnte man sich doch überall in Deutschland an pädagogische Traditionen vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten an. Henselmann musste jedoch seinen Reorganisationsplan, der vorsah, die neue Hochschule an den Zielen und Aufgaben des Bauhauses auszurichten, bald zugunsten der aktuellen Aufgaben des Wiederaufbaus aufgeben.

Gehörten zur Eröffnung der Hochschule 1946 mit Gustav Hassenpflug (Städtebau), Hanns Hoffmann-Lederer und Peter Keler (Vorlehre), Emanuel Lindner und Rudolf Ortner (Architektur) noch fünf ehemalige Bauhäusler dem Lehrkörper an, geriet das Bauhaus spätestens 1951 infolge der Formalismus-Debatte ins ideologische Abseits. Karl-Heinz Hüter, der die Bauhausforschung in der DDR begründete, verwies auf „die Härte, mit der staatliche Instanzen eine sachliche historische Wertung der Leistungen dieser Schule und Arbeitsgemeinschaft zu verhindern suchten“.

Das Bauhaus und sein Programm prägten die Entwicklung der Weimarer Hochschule nachhaltiger, als man anlässlich der politischen Verdikte annehmen könnte. Entgegen der landläufigen Meinung blieb das Bauhaus „immer, selbst als es verurteilt wurde, ein wichtiger Orientierungsfaktor“, selbst dann, wenn es, wie im Falle der abgesagten 100-Jahr-Feier der Kunstschule 1960, eher zum Stolperstein wurde.

Der allmähliche Umschwung zu einer neuen Wertschätzung begann auch in Weimar im Zuge der Industrialisierung des Bauwesens und fand 1976 seinen Abschluss in der Wiedereröffnung des rekonstruierten Bauhaus-Gebäudes in Dessau. Zeitgleich begann mit dem ersten Bauhaus-Kolloquium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar die Inanspruchnahme des Bauhauses als sozialistisches Erbe. Der Griff nach diesem Erbe trug fast immer funktional-pragmatische Züge und wurde bestimmt von den Bedürfnissen der Bau- und Gestaltungspraxis der DDR, konstatierte Heinz Hirdina bereits nach der Bauhausehrung 1976.