von Peter Michaelis / OTZ Gera / 16. Februar 2017

Gera. Die ersten Interessenten standen 8 Uhr vor der Tür. "Als wir eintrafen, gab es schon eine Menschentraube", erzählte Jens Mehlis. Jeannette und Jens Mehlis vom gleichnamigen Auktionshaus in Plauen luden gestern zu einem Schätztermin in die Villa Schulenburg ein. Viele Geraer nahmen das Angebot wahr und brachten ihre Schätze – zumeist Familienerbstücke – zur kostenlosen Begutachtung vorbei. In erster Linie Bilder, Porzellan, Schmuck, auch Münzen und Spielzeug nahmen die Experten unter die Lupe. Kunst oder Krempel war dann die spannende Frage. Peter Zenker kam mit einer Prunkschale vorbei. "Meißner Porzellan, gut erhalten, schönes Stück", schätzte Jens Mehlis ein.

"Gebraucht ist es heute aber oft nichts wert", dämpfte er gleich die Erwartungen, bevor er diverse Möbel auf mitgebrachten Fotos schätzte. "Das ist eine Vitrine mit Löwentatzen, Zeulenrodaer Produktion, um 1930 herum, heutzutage aber nicht so einfach zu verkaufen, weil aus der Mode gekommen", so der Experte. Sammeltassen und galvanisch versilbertes Porzellan hat der Geraer auch noch zur Begutachtung zu bieten, zudem einige Bilder und alte Bücher.

Eine Geraerin wartet mit einer Uhrenkette samt Uhr aus der Zeit um 1900 auf: Die Kette mit Schieber ist aus Frauenhaar gefertigt. "Ein Wunder, dass sich diese noch erhalten hat, normalerweise geht so etwas schnell kaputt", weiß Jens Mehlis und schätzte beides. Verkaufen möchte die Geraerin das Familienerbstück allerdings nicht. Mitunter war auch Detektivarbeit gefragt zur Schätzaktion. Wie bei einem Stillleben in Öl. Da bemühte der Plauener Experte schnell den Computer, recherchierte im Internet, ob Vergleichbares oder Informationen zum Maler zu finden sind. "In der Liste der bekanntesten Künstler mit diesem Namen ist er nicht vertreten, aber ich finde die Arbeit trotzdem gut. Stillleben gehen immer", so der Experte.

Aufgekauft wurde bei der Aktion nicht. Wer sich von seinen Stücken trennen möchte, dem bieten die Experten höchstens die Möglichkeit, sie für eine der nächsten Versteigerungen anzunehmen. Sylvia Kraut-Schütze beispielsweise entschied sich dafür, Ringe ihrer Großmutter in einer Auktion anzubieten. "Wir haben kein Kaufinteresse, sondern sind Dienstleister. Insofern sind wir genauso wie die Verkäufer bestrebt, den maximalen Erlös zu erzielen, da wir daran beteiligt sind", berichtete Jens Mehlis.