von Elke Lier / 2.08.2011 / otz / gera  

Die Fotografin Li Erben stellt im Haus Schulenburg in Gera aus. Ihre Fotos bringen ein Wiedersehen mit Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Wissenschaft.

"Meine kleine Divina" hat Regisseur Fellini Li Erben genannt. 

So klein und zart wie ihr Vorname ist die Fotografin, die viele Berühmtheiten des Films, der Literatur, Malerei und Wissenschaft fotografiert hat. Man sollte sich von dieser puppenhaften Zerbrechlichkeit nicht täuschen lassen. Als junge Frau hat die Standfotografin 15 Kilo schweres Kameragepäck geschleppt und erinnert sich bis heute an die wenig kavalierhaften Bemerkungen der Beleuchter: "Schwer, was?" 

Seit dem 27. März und noch bis Jahresende stellt Li Erben im Haus Schulenburg in Gera rund 400 Fotografien aus. "Gesichter, Szenen, Impressionen " ist die Ausstellung überschrieben, die Li Erben als "die bisher schönste" würdigt. Das liege nicht nur an der stilvollen Umgebung des Van de Velde-Baus, wo ihre Arbeiten vom Keller bis über zwei Etagen hoch zu sehen sind. "In Gera gefällt mir die Herzlichkeit und Unkompliziertheit des Hausherrn Dr. Volker Kielstein und der hier Beschäftigten. Auch bei den Führungen spüre ich so viel waches Interesse der Besucher, das freut mich." Zudem korrespondiert die Ausstellung der in Paris und Zwickau lebenden Künstlerin mit dem 1. Sommerfilmkino im Haus Schulenburg, das sich den Filmen der sechziger Jahre verschrieben hat. So war am 9. Juli bereits "Moral 63" mit Nadja Tiller und Mario Adorf zu sehen. Ganz besondere Erinnerungen verbindet Li Erben mit diesem Film. Das Foto von Nadja Tiller mit dem Fernglas verwendet die Fotografin als Logo für ihre zum 12. Mal gezeigte Ausstellung. 

"Nein, so ein junges Ding, ich will meinen alten Fotografen wiederhaben!" rief Nadja Tiller, als sie der jungen Frau mit der Kamera ansichtig wurde. Li Erbens Können überzeugte die Diva. Ob Standfotos für Film, Porträtfotos für Zeitschriften wie "Brigitte" oder Foto-Impressionen aus Afrika, Lateinamerika oder den Weltmetropolen, sie alle zeichnet etwas Besonderes aus. Mit ihrer Kamera scheint Li Erben den Menschen in die Seele zu schauen. Nie wirken ihre Fotos geschönt oder gestellt, obwohl die erst 19-jährige Journalistikstudentin 1958 als Standfotografin von Kurt Hoffmann zum Film geholt wurde.

Bei den öffentlichen Führungen durch die Ausstellung erklärt sie diesen Beruf: "Ich stellte die Werbefotos für den Film her, die man in Aushängen sah, um viele Zuschauer ins Kino zu locken. Ich musste in einem Foto die Geschichte einer ganzen Szene erzählen." Während der Proben habe sie sich Dialogsätze gemerkt, um sie dann die Schauspieler wiederholen zu lassen. "Damit Lebendigkeit entsteht, die Fotos expressiv wirken." 

Das Zuhören und genaue Beobachten, die gründliche Auseinandersetzung mit dem Leben ihrer Protagonisten und hohe Handwerklichkeit ließen Fotos entstehen von Marc Chagall, Arthur Rubinstein, Erich Kästner, George Tabori oder Liv Ulmann, bei denen man meint, dass sie uns erzählen von ihrer Arbeit, ihrem Lieben, Leiden, Lachen, den kleinen Fehlern und Vorlieben.

Beim Rundgang durch die Ausstellung beantwortet Li Erben nicht nur viele Fragen, sondern weiß interessante Hintergrundgeschichten zu erzählen. So vom Löwen im Hemingway-Film, der trotz aller Tricks nicht zusammenbrechen wollte, wie es das Drehbuch vorschrieb. 

Beeindruckend ihre internationalen Straßenaufnahmen mit völlig unbekannten Gesichtern. "Jeder Mensch ist es wert, kennen gelernt zu werden", sagt sie. Ihre Fotos beweisen es.