Im November 2013 entdeckten Rita und Volker Kielstein, Eigentümer von Haus Schulenburg, das Bild „St. Tropez – La ville et les Pins“ von Paul Signac in einer Präsentation des Züricher Auktionshauses Koller während der Denkmalmesse im Schloss Biebrich in Wiesbaden.

Es sollte auf der Auktion „Impressionismus und Klassische Moderne“ als Hauptlos zu einem Schätzwert von 2,5 – 3,5  Millionen Schweizer Franken versteigert werden. Der Zuschlag erfolgte mit 3,7 Millionen Schweizer Franken.

Das Bild hing bis 1945 im Haus Schulenburg. Als Dank für die umfangreichen Informationen über das Bild ließ das Auktionshaus Koller für Haus Schulenburg eine originalgroße Kopie mit brillanter Farbwiedergabe als Leinwandausdruck herstellen. 

1920                                                                                       2014

„Erst mit diesem Bild und seinen reinen kräftigen Farben erhält der von van de Velde gestaltet Raum seine außergewöhnliche Wirkung und Perfektion“, freut sich Volker Kielstein.

„Man kann sich vorstellen, welche Atmosphäre die anderen durch Henry van de Velde empfohlenen und inzwischen in alle Winde zerstreuten Bilder von Vincent van Gogh, Claude Monet, Camille Pissarro, Christian Rohlfs, Max Liebermann, Ludwig von Hoffmann u.a. im Haus Schulenburg hervorgerufen haben“, so Volker Kielstein weiter. „Glücklicherweise ist eine Anzahl von Gemälden der Weimarer Malerin und Schülerin des berühmetn amerikanischen Impressionisten Gari Melchers, Hilde Linzen-Gebhardt zurück im Haus Schulenburg“.

Das Bild „St. Tropez – La Ville et les Pins“ hatte Henry van de Velde im Tausch direkt von Signac erhalten, es hing bereits in seiner ersten Weimarer Wohnung in der Cranachstraße.

Vermutlich 1917 wurde das Bild von Paul Schulenburg, der sich 1913/14 von Henry van de Velde ein Landhaus entwerfen und bauen ließ, erworben.

Auf einem Foto des Musiksalons von Haus Schulenburg von 1919 hing es an zentraler Stelle über einer Kommode aus Zitronenholz. Den Hintergrund bildete eine goldgelbe textile Wandbespannung (Material Seide und Baumwolle) mit einem Muster van de Veldes.

Nach dem Tode Paul Schulenburgs 1937 gelangte das Bild in den Besitz von Richard Schulenburg, einem der fünf Schulenburgkinder, der es 1945 mit nach Westdeutschland nahm.

Ende der 50er Jahre verkaufte Richard Schulenburg das Bild an die Kölner Galerie Lambertz.

Das berühmte  Gemälde aus dem Haus Schulenburg wurde wiederholt in Paris, Salzburg, Münster, Grenoble und zuletzt 1997 in Weimar ausgestellt.

“Anders als sein großes Vorbild Monet mischt Signac die Farben nicht mehr auf seiner Palette sondern nutzt die neu aufgekommene (neoimpressionistische) Farbenlehre und setzt die Pigmente auf dem Gemälde nebeneinander. Auf diese Weise bleiben die verwendeten Farben rein, kräftig, strahlend  und das Auge des Betrachters übernimmt selbst die Vermischung der Farben. Die formal abstrahierende pointillistische Technik legt den Grundstein für die „gegenstandslos- und raumauflösenden Tendenzen des 20. Jahrhunderts." (Zitat aus dem Katalog Koller 2013)

Paul Signac war von 1908 bis zu seinem Tode 1935 Präsident der Societe des Artits Independants und setzte sich zunehmend für junge Künstler wie André Derain, Henry Matisse, die Fauves und die Kubisten ein.