"Die Feinheit des Sehens" - Fotografien von Elisabeth Heinemann, Zeichnungen und Grafiken von Willy Jähnig
"Ein Bild muss nicht erfunden, sondern empfunden sein“. Diese Worte von Caspar David Friedrich vereint zwei Menschen, die einen großen Teil des Lebens gemeinsam verbracht haben: Elisabeth Heinemann, Fotografin und Willy Jähnig (1902-1990), Porzellanmaler, Grafiker.
In den 1980-er Jahren suchten Vater und Tochter ein Zitat für die Ausstellungskarten von Willy Jähnig und fanden diesen Ausspruch von Caspar David Friedrich. Nach dem Tod des Vaters griff Elisabeth Heinemann diesen Satz für eine ihrer Ausstellungen wieder auf.
Bis März 2011 vereint erstmals eine Ausstellung im Haus Schulenburg Gera Arbeiten beider Künstler unter dem Titel „Die Feinheit des Sehens“.
Während Willy Jähnig ein Meister der Zeichnungen ist, hat sich Elisabeth Heinemann der Fotografie verschrieben. Im Fotoatelier der Magdeburgerin empfangen den Besucher Dutzende Bilder. Sie zeigen Persönlichkeiten der Gegenwart. Elisabeth Heinemann hat sie mit dem Blick für das Wesentliche in ihrem Alltag in Szene gesetzt. So traf sie beispielsweise Hanna Schygulla, Reinhold Messner und Egon Bahr. Jede dieser Begegnungen auf den Bühnen, in den Ateliers oder in den Büros empfand Elisabeth Heinemann als etwas Einzigartiges.
Die Künstlerin nimmt sich Zeit, verwendet analoge Technik und unterschiedliche Filme.
Sie spielt mit der Schärfe, den Graustufen und dem Licht. Eine Kunst, die durch die vorherrschende Digitalfotografie immer mehr in den Hintergrund rückt.
Die Arbeiten von Elisabeth Heinemann sind sehr einfühlsame, sehr persönliche, fast schon vertraute Schwarz-Weiß-Fotografien. Mit ihren Arbeiten fängt Elisabeth Heinemann mehr als nur den Augenblick ein. Die Künstlerin nutzt Details, um über den Künstler oder Politiker Geschichten zu erzählen. Die Konzentration liegt jedoch auf der Mimik. Deshalb wählt sie für ihre Bilder häufig einen neutralen dunklen Hintergrund. In anderen Fällen zeigt Elisabeth Heinemann die Portraitierten in einem Umfeld, das einen besonderen Bezug zu ihnen hat.
„Was ist für Sie Glück? Was erwarten Sie vom Leben? Wovon träumen sie?“.
Elisabeth Heinemann bat ihre prominenten Persönlichkeiten um die handschriftliche Beantwortung dieser drei Fragen. Die Antworten sind in Verbindung mit den Bildern zu lesen.
Neben den Fotografien von Elisabeth Heinemann sind im Haus Schulenburg Zeichnungen und Grafiken von Willy Jähnig zu sehen. Seine Bleistift-Zeichnungen sind sehr detailliert, seine Aquarelle farbenfroh. So rückt er Dinge in den Vordergrund, die wir als Betrachter wahrscheinlich übersehen hätten oder lässt uns eine mit Zeichenstift und –kreide festgehaltene Reise spürbar mit erleben.
Willy Jähnig besuchte die Zeichenschule der Porzellanmanufaktur in Meißen. Ab 1923 war er Meisterschüler von Prof. Paul Börner. Er entwarf zahlreiche Motive für die Manufaktur und konnte später dort als Zeichenlehrer gewonnen werden. Nach einer kurzen Zeit als Kunsterzieher arbeitete Willy Jähnig als Bühnenbildner und in den Trickfilmstudios in Dresden.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der über hundert Künstlerportraits von Elisabeth Heinemann sowie einen Querschnitt des Schaffens von Willy Jähnig.