Haus Schulenburg zeigt vom 17. Mai bis 22. Dezember 2015 in einer Doppelausstellung Arbeiten des englischen Arts and Crafts-Künstlers Walter Crane (1854 bis 1915) sowie Skulpturen, Bronzen und Porzellan der Berliner Künstlerin Heidrun Feistner.

Volker Kielstein sammelt seit über 10 Jahren Werke Walter Cranes. Höhepunkt der Sammelleidenschaft ist nun die Ausstellung mit zahlreichen, seltenen Arbeiten des Künstlers. 

Für die Berliner Künstlerin Heidrun Feistner ist es die erste Ausstellung. „Meine Frau und ich sehen uns nicht nur in der Pflege der Tradition. Wir möchten auch neuen, unbekannten Künstlern im Haus Schulenburg eine Plattform geben“, erklärt Volker Kielstein. Er hat die gebürtige Geraerin ins Haus Schulenburg geholt und sie ermutigt, die Skulpturen, Bronzen und das Porzellan zu zeigen. 

Heidrun Feistner verwendet keine Zeichnungen und keine Entwürfe. Sie wartet auf den richtigen Stein mit der passenden Farbe und Härte. Die Skulptur, meist aus Speckstein oder Alabaster, entwickelt sich während der Arbeit. An manchen Figuren arbeitet Heidrun Feistner monatelang, andere Figuren wiederum entstehen in zwei Tagen, weitere nimmt sie nach längerer Zeit noch einmal zur Hand, um sie zu verändern. Die Ergebnisse sind Skulpturen und Bronzen, die der Besucher selbst für sich entdecken muss, mit Namen wie „Das verrückte Grün“, „Denkmal für ein Meer“, „Das Nicken des Art Deco“, „Der Ba“ oder „Windstill“. Wie entstehen diese Namen und welche Bedeutung haben diese Figuren für die Künstlerin? Diese und andere Fragen beantwortet Heidrun Feistner gern zur Ausstellungseröffnung. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der käuflich im Haus Schulenburg erworben werden kann.

Heidrun Feistner ist Bibliothekarin in der Staatsbibliothek zu Berlin. Mit der Arbeit an Skulpturen hat sie im Dezember 2012 begonnen. Informationen zur Künstlerin gibt es auf der neuen Homepage www.heidrun-feistner.de.

Der zweite Teil der Ausstellung ehrt den Künstler Walter Crane anlässlich seines 100. Todestages am 15. März 2015.

Das bemerkenswerte malerische Werk Walter Cranes ist unter anderem in London, München, Wien und Budapest zu sehen. Die letzte größere Ausstellung in Deutschland war 1906 im Salon Fritz Gurlitt Berlin, 109 Jahre später nun im Haus Schulenburg. Insgesamt werden 60 Druckwerke, zahlreiche Farbdrucke, Porträts und Briefe von Walter Crane, von der Firma Sowerby ausgeführte Entwürfe für Pressglas und zwei bezaubernde Kinderbücher von Thomas Crane, dem Vater von Walter Crane zu sehen sein.

Im Zentrum der Ausstellung „Walter Crane 1854 – 1915, Kunst im Viktorianischen Zeitalter“ steht das buchgrafische Werk,  beginnend beim ersten Buch „The New Forest“, für das Crane 1862,  17-jährig, 63 Illustrationen anfertigte bis zu einem der letzten Bücher, „König Arthus Ritter“ aus dem Jahre 1912.

In der Ausstellung zu sehen ist auch das erste Kinderbuch „Song of Six Pence“ aus dem Jahr 1865, in Holz geschnitten und gedruckt von Edmund Evans. In der Zusammenarbeit mit Holzschneider und Drucker Evans wurde Walter Crane zum wichtigsten Kinderbuchillustrator Englands. Er war beeinflusst von der Malerei der frühen Renaissance (Botticelli), japanischen Holzschnitten, griechischen Vasenmalereien und von den Friesen des Parthenon. Sein bildnerisches Gedächtnis und die Fähigkeiten der Hand wurden durch strenge Naturstudien geschult und bildeten die Grundlage für freie Gestaltung. Er hatte die Gabe der linearen Komposition und einen Sinn für die signifikante Form.

Bei der Herstellung der von acht oder mehr Holzstöcken gedruckten Farbholzschnitte für die Baby´s-Serie, die ebenfalls Teil der Ausstellung ist, trieben Crane und Evans einen enormen Aufwand für Zeichnung, Gravur und Kolorierung, der sich nur durch große Auflagen rentieren konnte.

Walter Crane war einer der wichtigsten Vertreter der Arts and Crafts-Bewegung. Die Bewegung entstand in der Mitte des 19.Jahrhunderts in England und verfolgte die Rückbesinnung auf das Handwerk sowie eine Wiedervereinigung von Kunst und Handwerk. Sie war eine Reaktion auf die endlose Wiederholung abgelegter historischer Stile, die über maschinell hergestellte billige Massenware Verbreitung fanden.

Die Einflüsse der Arts and Crafts-Bewegung reichen bis zum Jugendstil / Art Nouveau, den Wiener Werkstätten, dem Deutschen Werkbund über die Kunstgewerbeschule Henry van de Veldes in Weimar bis zum Bauhaus.

Die Märchenbuchillustrationen, die ebenfalls Inhalt der Ausstellung sind, kulminieren in teilweise großformatigen farbenprächtigen Blättern zu „Die Schöne und das Biest“, „Froschkönig“, „Der gestiefelte Kater“, „Dornröschen“ oder „Ritter Blaubart“. Weiter in dieser Schönheit mit surrealistischen Zügen beeindrucken die Blumenserien „Queen Summer“, „Floras Feast“ „A Floral Fantasy in an Old English Garden“. Theoretische Schriften Walter Cranes wie „Linie und Form“, „Forderungen der dekorativen Kunst“ und „Die dekorative Illustration von Büchern“, sowie zeitgenössische Publikationen über den Künstler ergänzen die umfassende Ausstellung.