Haus Schulenburg im Thüringer Porzellanjahr 2010

Porzellan, leicht, filigran, zart, ein Material, mit langer Tradition, vielfältig zu verwenden und seit seiner Entdeckung Inspiration für Künstler verschiedener Kunstepochen. Weiß oder farbig, schlicht oder verziert wird es zurecht als Weißes Gold bezeichnet. Es ist mehr als nur Geschirr, in Scherben zerbrochen soll es sogar Glück bringen.

In Thüringen sind Architektur und Porzellan untrennbar verbunden. Die Handschrift Henry van de Veldes Bauhauswegbereiter, Architekt und Künstler ist auf besondere Art und Weise in Gera erkennbar. Hier erschuf der Jugendstilarchitekt 1913/14 die Schulenburg-Villa. .

Bereits 1902 wurde Henry van de Velde durch Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar und Eisenach zum Berater für Handwerk, Kunstgewerbe und Industrie berufen. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entwarf Henry van de Velde  Porzellan für Villeroy & Boch (1901) sowie die Porzellanmanufaktur Meißen (1904). Seine Beratertätigkeit führte ihn auch nach Burgau in die Porzellanmanufaktur von Ferdinand Selle. Erst 1913/14 sollte es aber zu einer Zusammenarbeit zwischen Selle und van de Velde kommen. In diesen Jahren setzte van de Velde für die Burgauer Porzellanmanufaktur ein Tee- und Kaffeeservice um. Sowohl im Schaffen van de Veldes als auch in der Thüringer Porzellangeschichte stellt das Burgauer Service mit der konsequenten Loslösung von Jugendstil und Historismus und der Hinwendung zur Typisierung eine bedeutende Zäsur dar. Die Produktion des Service fiel in eine historisch schwierige Zeit. Nach dem erzwungenen Entlassungsgesuch als Direktor der Kunstgewerbeschule  und der Kriegserklärung Deutschlands wurde van de Velde als feindlicher Ausländer eingestuft. Ferdinand von Selle starb 1915. Diesen ungünstigen Umständen ist es wohl geschuldet, dass das  mit Bordürenmuster verzierte Service nie in Serie ging und somit nur wenige Stücke in Sammlungen vorhanden sind. Mit einfacher Schönheit und beeinflusst durch die Art and Crafts-Bewegung hat Henry van de Velde die Gestaltung seiner Gebrauchsgegenstände den realen Bedürfnissen angepasst.

Anlässlich des 750. Burgauer Ortsjubläums sollte die Arbeit Henry van de Veldes eine Neuauflage erfahren.  Christine Klauder entwickelte ein Replik des Tee- und Kaffeegedeckes, eine originalgetreue Nachbildung des Kunstwerkes van de Veldes in den Varianten weiß, Gold- und Gründekor. Für die Porzellandesignerin war es eine Art Wiedergutmachung an einen Künstler, der Thüringen in der Hochphase seines Schaffens verlassen musste und lange Jahren vergessen war. Gemeinsam mit dem Ortsverein Burgau. Jenakultur, der Touristinformation Jena sowie den Porzellanmanufakturen Kahla und Reichenbach realisierte sie dieses Projekt. Nach dem Replik des Kaffeegedeckes ist inzwischen auch das Kannen-Replik fertig. Im Zuge der Vorbereitungen lernte Christine Klauder Dr. Volker Kielstein kennen. Der Eigentümer von Haus Schulenburg stellte Haus Schulenburg für die würdevolle Repräsentation des Kaffeeservice zur Verfügung. Zwischen Christine Klauder und Volker Kielstein entstand eine freundschaftliche Zusammenarbeit.

Für Christine Klauder ist der Bauhausgedanke Erbe und Verantwortung zugleich. Arbeiten der Porzellankünstlerin waren in einer großen Ausstellung im vergangenen Jahr zu sehen und sind in einer kleinen Auswahl im Haus Schulenburg zu bewundern. Ihre Produktlinien sind gekennzeichnet von schlichten, eleganten, sinnlich wirkenden Formen. Dabei überrascht Christine Klauder mit Individualität. Die Besonderheiten liegen bei ihr im Detail: im Schwung einer Linie, im Schatten einer Kante oder in der Berührung von Glas und Inhalt. Die Formensprache ist streng, klar und schnörkellos mit einem begrenzten Einsatz vorn Dekoration. Eines der Ausstellungs-Highlights waren die Porzellanobjekte von Tatjana Tschapurgina, die mit ihren Arbeiten die Ausstellung von Christine Klauder umrahmte. Unter dem Titel „From Berlin and St. Petersburg....“ zeigte sie Kleider und Objekte aus Porzellan. In einer Open Air-Modenschau trugen Models die Porzellankleider, die unter anderem schon in Boston und Paris zu sehen waren in romantischer Atmosphäre auf dem Catwalk im Garten der Schulenburg-Villa.

Porzellan steht im Haus Schulenburg nicht nur in Vitrinen. Es wird für besondere Anlässe genutzt. Im Dezember vergangenen Jahres veranstaltete die Salondinnergruppe das erste Treffen Thüringens im Haus Schulenburg. Unterstützung erhielt Organisatorin Christine Klauder von regionalen Firmen, die Glas und Porzellan für die festliche Tafel zu Verfügung stellten.

In großen Regalen lagert im Haus Schulenburg wertvolles Porzellan verschiedener Firmen und wird für stilvolle Veranstaltungen, aber auch für Hochzeiten in traumhaften Dekorationen zur Verfügung gestellt. Am 11. und 13. August ließ Kristin Gräfin von Farber Castell beispielsweise Thüringer Eschenbach-Porzellan im Rahmen ihres Etiketten-Seminars zur Wirkung kommen.

Porzellan und Haus Schulenburg, eine Symbiose die sich wunderbar ergänzt und in der Zukunft Raum für viele Ideen und Projekte lässt.