2014 gab die umfangreiche Ausstellung „100 Jahre Haus Schulenburg – eine Familien-, Unternehmens- und Kulturgeschichte“ anhand zahlreicher Details einen interessanten Überblick über das Leben der Familie Schulenburg sowie der Wollen- und Seidenweberei Schulenburg & Bessler.

In Anwesenheit der Landtagspräsidentin Birgit Dietzel (CDU) sowie der Geraer Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn (parteilos) wurde die Ausstellung am 16. August von den Eigentümern Prof. Rita und Dr. Volker Kielstein eröffnet.                         Impressionen von der Ausstellungseröffnung                       Vortrag 

 Paul Schulenburg in seinem Arbeitszimmer

 

Paul Schulenburg, verheiratet, Vater von fünf Kindern, war Unternehmer, Orchideenzüchter und Kunstliebhaber.

Er war ein Unternehmer mit internationalem Erfolg, einem Blick für die soziale Absicherung seiner Mitarbeiter und hatte ein großes künstlerisches Wissen. Mit Haus Schulenburg besaß er ein von Henry van de Velde geschaffenes Gesamtkunstwerk. Weiterhin nannte er eine bedeutende Sammlung von Künstlern, Malern und Bildhauern sein eigen: beispielsweise Holzschnitte von Albrecht Dürer, Zeichnungen von Auguste Rodin, Gemälde von Vincent van Gogh, Paul Signac, Camille Pissaro, Édouard Manet, Claude Monet, Alfred Sisley, Max Liebermann, Ludwig von Hofmann und Christian Rohlfs; Skulpturen von Georg Minne, Guillaume Charlier und Constantin Meunier. Auch Werke Thüringer Künstler wie Theodor Hagen, Walter Klemm, Richard Engelmann, Paul Neidhardt, Kurt Günther, Heinrich Linzen und Hilde Linzen-Gebhardt, der Buchkünstler Otto Dorfner und Thilo Schoder als Buchgestalter waren in seiner Sammlung. Aus der berühmten asiatischen Sammlung von Walter Bondy besaß er etwa 100 wertvolle Stücke.
Die Kunstsammlungen von Paul Schulenburg waren schon in Vergessenheit geraten.

Durch die Restaurierung von Haus Schulenburg, die Rückführung einmaliger Möbelstücke, einzelner Kunstwerke und die teilweise Wiederherstellung der Gartenanlage rückt die Sammlung wieder in das Licht der Öffentlichkeit.

Im Schulenburg´sche Gartenbaubetrieb wuchs die größte Orchideensammlung Deutschlands. Mit dem Tod Schulenburgs wurde der Gartenbaubetrieb aufgelöst.

Die Familiengeschichte

Der Großvater Paul Schulenburgs, ein angesehener Bürger aus Soest wanderte Mitte des 19. Jahrhunderts mit seiner Familie in die USA aus. Zuvor schenkte er der Stadt Soest einen großen wertvollen Wald. Damit wollte er seine Kinder zwingen, ihr Geld selbst zu verdienen.

Der Vater Paul Schulenburgs kehrte 1879 mit Frau und Kindern nach Deutschland zurück, damit seine Kinder eine deutsche Erziehung erhielten. Durch Holzhandel war er in den USA zu Wohlstand gekommen. Paul Schulenburg wurde 1871 in St. Louis / Missouri geboren.

Nach dem Besuch einer Textilfachschule wurde Paul Schulenburg 1895 Prokurist in der Ostthüringer Textilindustrie. 1895 gründete er zusammen mit Alexander Bessler die Wollen- und Seidenweberei Schulenburg & Bessler. Die Firma entwickelte sich schnell zu einem führenden Unternehmen in der Branche mit bis zu 800 Beschäftigten und weltweiten Exporten. Paul Schulenburg erkrankte früh und übergab die Fabrik seinen Söhnen Wolfgang und Richard. 1937 starb Paul Schulenburg. Die Farbrik wurde 1947 enteignet. Die Söhne mit ihren Familien hatten bereits im Sommer 1945 Gera in Richtung Westen verlassen.

Verheiratet war Paul Schulenburg mit Elisabeth Thierbach, einer Gutsbesitzertochter auch Lobeda bei Jena. Schulenburgs hatten fünf Kinder: Wolfgang, Richard, Grunhilde, Adelheid und Joachim.

Elisabeth und Paul Schulenburg ließen sich 1926 scheiden. Wolfgang und Richard blieben beim Vater in Gera, Grundhilde, Adelheid und Joachim zogen mit der Mutter nach Kassel. Joachim blieb im Krieg vermisst, Adelheid ging mit ihrem Mann nach Brasilien. Der Bruch der Familie durch die Scheidung der Eltern und die Enteignung 1947 veränderte die Lebensläufe der Kinder entscheidend: keiner erreichte das ehemalige  unternehmerische wirtschaftliche Niveau.